Über die Schulleitung
An die Erziehungsberechtigten
der Schülerinnen und Schüler
an den bayerischen Schulen
Schulbetrieb ab September und „Brückenangebote 2020“
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern,
seit den Pfingstferien befinden sich die allermeisten Schülerinnen und
Schüler wieder im Präsenzunterricht. Von einer Normalität an den Schulen
sind wir im Moment jedoch noch weit entfernt. Durch das weiterhin notwendige
Abstandsgebot werden die Klassen derzeit mit geteilten Gruppen unterrichtet,
die sich wochen- oder tageweise beim Schulbesuch abwechseln.
Die derzeitige positive Entwicklung der Infektionszahlen sowie jüngst veröffentlichte
wissenschaftliche Studien, die sich mit der Rolle von Kindern in
Zusammenhang mit dem Corona-Virus befassen, geben jedoch Anlass zur
Hoffnung. Sollte das Infektionsgeschehen es zulassen, streben wir daher
eine Öffnung der Schulen zum neuen Schuljahr im Regelbetrieb unter bestimmten
Hygieneauflagen an. So hat es der bayerische Ministerrat heute
beschlossen.
Dies bedeutet, dass ab September 2020
alle Schülerinnen und Schüler täglich im Präsenzunterricht, d. h. an
ihrer Schule, unterrichtet werden,
auch die Schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE) an Förderschulen
wieder einen regulären Betrieb aufnehmen und
weiterhin besondere Hygienevorgaben gelten sollen, um den Anforderungen
des Infektionsschutzes Rechnung zu tragen.
Für die Schülerinnen und Schüler, ihre Lehrerinnen und Lehrer, aber auch
für Sie als Erziehungsberechtigte wäre eine solche Rückkehr der Schulen
zum Regelbetrieb – wenn auch unter Auflagen – ein entscheidender Schritt
in Richtung der Normalität, die wir uns alle inständig wünschen.
Voraussetzung ist, dass die Entwicklung des Infektionsgeschehens über
die Sommerferien hinweg einen Verzicht auf den Mindestabstand von 1,5
Metern in den Klassenzimmern zulässt.
Sie können sich darauf verlassen, dass wir weiterhin vorsichtig und umsichtig
vorgehen werden. Besondere Bedeutung hat daher der Hygieneplan für
die Schulen, den wir gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium an die
neue Situation anpassen werden.
Außerdem werden wir das Infektionsgeschehen genau beobachten. Sollten
die Infektionszahlen eine Rückkehr zum Regelbetrieb im September nicht
erlauben, werden wir schnell reagieren und Alternativszenarien zum Einsatz
bringen. Unter Umständen kann daher auch kurzfristig eine Rückkehr
zum derzeitigen System notwendig werden, bei dem sich Präsenzunterricht
in der Schule mit „Distanzunterricht“ zu Hause abwechselt. Insbesondere
für den Fall einer zweiten Pandemiewelle kann ich auch nicht ausschließen,
dass der Schulbetrieb an einzelnen Schulen oder ggf. auch flächendeckend
erneut auf „Distanzunterricht“ umgestellt werden muss. All diese Alternativszenarien
haben wir im Blick.
Gleichzeitig stehen für uns die Belange der Bildung sowie die der Kinder,
der Jugendlichen und deren Eltern im Fokus – für die Familien waren die
letzten Monate sehr belastend und sie haben größte Anstrengungen unternommen,
um mit den Auswirkungen der Pandemie umzugehen. Dafür darf
ich Ihnen, auch im Namen von Frau Staatssekretärin Anna Stolz unseren
Dank und unsere Anerkennung aussprechen. Es ist uns ein Anliegen, Sie
und Ihre Kinder auch weiterhin in dieser einmaligen Sondersituation unterstützen.
Dafür haben wir die „Brückenangebote 2020“ entwickelt, die gewissermaßen
eine Brücke hin zum bzw. ins neue Schuljahr bilden.
1. Unterstützung bei der Betreuung in den Sommerferien
Ich bin mir bewusst, dass die Schulschließungen viele Eltern vor große
Herausforderungen gestellt haben, um die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen.
Gerade für Alleinerziehende und Eltern von Kindern mit Behinderungen
war die Situation nicht einfach.
Einige haben ihren Jahresurlaub bereits eingebracht und sind daher auf
Unterstützung bei der Überbrückung der Sommerferien angewiesen.
Auch in den diesjährigen Sommerferien bieten zahlreiche Träger vor Ort
(wie z. B. Kommunen, Kreis- und Stadtjugendringe u. a.) Ferienangebote
an. Sollten Sie Ihren Jahresurlaub bereits aufgebraucht haben, bitte ich Sie,
zunächst auf diese Angebote zurückgreifen.
Ergänzend hierzu schafft das Kultusministerium in diesem Jahr die Voraussetzungen,
dass zusätzliche Ferienangebote in den Sommerferien eingerichtet
werden können. Diese Angebote sind überwiegend freizeitpädagogisch
ausgerichtet. Für die teilnehmenden Kinder soll der Erholungscharakter
der Ferien im Vordergrund stehen. Auch dienen die Angebote der
Stärkung des sozialen Miteinanders, das in den letzten Wochen und Monaten
in der Corona-Pandemie sicher oft zu kurz gekommen ist. Das Angebot
wird eingerichtet vor allem für die Schülerinnen und Schüler, die im
Schuljahr 2019/2020 die Jahrgangsstufen 1 bis 6 besuchen. Sollte Ihr
Kind in einer entsprechenden Jahrgangsstufe sein, wird die Schulleitung in
Kürze mit entsprechenden weiterführenden Informationen und einer Abfrage
des Betreuungsbedarfs auf Sie zukommen.
Für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen können auch höhere
Jahrgangsstufen einbezogen werden.
2. Zusätzliche Förderangebote
Die Schulen haben seit Beginn der Schulschließungen große Anstrengungen
unternommen, um trotz der Einschränkungen alle Schülerinnen und
Schüler zu erreichen. Dennoch kann das „Lernen zuhause“ nicht immer
dieselbe Wirkung entfalten, wie es der durchgängige Präsenzunterricht mit
seinen persönlichen Begegnungen vermag. Nicht alle Schülerinnen und
Schülerinnen kommen gleich gut mit dieser Situation zurecht.
Für Schülerinnen und Schüler, bei denen die Corona-Sondersituation erkennbar
zu Lücken im Wissens- bzw. Kompetenzerwerb geführt hat, werden
daher im Rahmen der den Schulen zur Verfügung stehenden Stellen
im neuen Schuljahr spezielle schulbegleitende Unterstützungsangebote
eingerichtet. Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem Bedarf sollen
dabei besonders gefördert werden. Die Angebote starten – i. d. R. auf der
Basis einer Teilnahmeempfehlung durch die jeweilige Schule, die möglichst
noch in diesem Schuljahr ausgesprochen wird – bereits in der ersten Schulwoche
nach den Sommerferien.
Ihre Schule wird Sie rechtzeitig informieren, wie diese Förderangebote vor
Ort organisiert werden und welche Fächer beteiligt sind, sowie ggf. eine
Teilnahmeempfehlung für die entsprechenden Schülerinnen und Schüler
aussprechen.
Über diese Angebote hinaus ist es mir ein besonderes Anliegen, dass alle
Schülerinnen und Schüler zu Beginn des kommenden Schuljahrs gut im
neuen Schuljahr 2020/2021 ankommen. Vertrauen Sie darauf, dass die
Lehrkräfte des aktuellen und des kommenden Schuljahres sich nicht nur
gut austauschen, wenn bestimmte Inhalte nicht mehr behandelt werden
konnten, sondern auch mit Augenmaß die richtigen Schwerpunkte im Lernstoff
des kommenden Schuljahres setzen werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern,
in den vergangenen Wochen und Monaten hat sich die Bedeutung der
Schulen auf besondere Weise gezeigt: Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens,
sondern auch ein Ort des Miteinanders und der Begegnung. Ich hoffe
sehr, dass diese Begegnungen – wenn auch unter bestimmten Hygienevorgaben
– bald wieder intensiver stattfinden können.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Michael Piazolo
Prof. Dr. Michael Piazolo